Kräuter und Gewürze

 

Ingwer

 

Synonyme: Echter Ingwer, Ingber, Ingwerwurzel, Gewürzlilie, Schnaps- oder Immerwurzel, Ginger

botanisch: Zingiber officinale

englisch: ginger, common ginger


Ingwer

 

Ingwer wurde in altindischen und den ältesten chinesischen Schriften bereits erwähnt. Er stammt vermutlich aus Indien, wo man ihn vor 3.000 Jahren schon kultivierte. Von dort aus gelangte er in das Mittelmeergebiet. In Mitteleuropa ist die Verwendung des Ingwers seit dem 11. Jahrhundert bekannt, nach Ostafrika wurde er im 13. Jahrhundert gebracht. Von dort breitete er sich weiter in den Westen aus.

Vor etwa 200 Jahren geriet Ingwer in Mitteleuropa etwas in Vergessenheit. Erst in letzter Zeit wird er auch bei uns wieder beliebter. Seit wenigen Jahrzehnten werden in Deutschland nun auch größere Mengen frischen Ingwers importiert.

Heute wird er in fast allen tropischen Gebieten angebaut. Zu den Hauptanbaugebiete zählen Indien, Malaysia, Südchina und Nigeria aber auch in anderen ostasiatischen Ländern, Mittelamerika, Brasilien und Australien wird viel Ingwer geerntet.

Verfügbarkeit


Sowohl frischer Ingwer als auch die getrocknete Knolle ist ganzjährig verfügbar. Letztere wird meist als Pulver, seltener auch in Scheiben gehandelt. Ingwer wird außerdem kandiert oder in Sirup angeboten.

In asiatischen Fachgeschäften gibt es geraspelten Ingwer auch in Essig und Salz eingelegt, in süßem Essig eingemachte Ingwerscheiben und sogar eingelegte junge, rosa Triebe der Ingwerpflanze.

Aussehen, Geschmack, Charakteristika


Ingwer ist eine schilfartig wachsende Staude, sie gehört botanisch zur Familie der Gewürzlilien und wird etwa 1,5 m hoch. Die Pflanze blüht nur selten, sie vermehrt sich über die Ausbildung dicker, fleischiger Rhizome, sie werden oft als Wurzeln bezeichnet. Diesen unterirdischen Teil der Pflanze nutzen wir als Gewürz.

Der Wurzelstock ist länglich, leicht abgeflacht und kann insgesamt bis zu 50 cm lang werden. Er wächst knollenartig verzweigt und breitet sich horizontal, also parallel zum Erdboden aus. Einzelne Rhizomstücke können mit einem Geweih oder den Fingern einer großen Hand verglichen werden.

Das Rhizom ist von außen hell- bis rotbraun, innen ist es gelblich. Der Geschmack des Ingwers ist süßlich aromatisch, leicht bitter und mehr oder weniger brennend scharf. Die Schärfe der Knollen ist je nach Sorte und Erntezeitpunkt ausgeprägt: pfeffrig scharf oder angenehm mild. Manche Sorten haben einen erfrischend zitrusartigen Unterton.

Werden die Rhizome bereits nach 5 bis 6 Monaten geerntet, sind sie mild und zart. Nach 10 Monaten werden die Ingwerwurzeln entsprechend dicker, grobfaseriger, zäher und häufig schärfer.

Inhaltsstoffe


Ingwer enthält 1 bis 4,3 % ätherisches Öl, in dem bisher 160 verschiedene Komponenten nachgewiesen wurden.

Die Zusammensetzung des Öls hängt von dem Anbaugebiet der Pflanze ab. Zu den Hauptkomponenten gehören fast immer Sesquiterpene. Außerdem enthält Ingwer u.a. verschiedene scharf schmeckende Harze und Stärke.

Qualitätskriterien, optimale Lagerungsbedingungen


Frischer Ingwer sollte fest, fleischig und schwer sein. Trockene, runzelige Oberflächen sind ein Hinweis auf überlagerter Ware. Am besten hält sich das frische Rhizom im Kühlschrank, wenn Sie es in Küchenpapier einschlagen und zusätzlich in einer Plastiktüte aufbewahren. So kann es etwa 2 bis 3 Wochen gelagert werden. Auch geschälte Wurzeln lassen sich so einige Tage aufbewahren. Sie können geschälten Ingwer auch in Reiswein, trockenem Sherry oder Essig einlegen. In einem verschlossenen Glas im Kühlschrank können Sie ihn noch einige Zeit verwenden.

Ungeschälter frischer Ingwer eignet sich aus zum Einfrieren. Anschließend lässt er sich unaufgetaut gut schälen und schneiden. Getrockneter Ingwer sollte möglichst kühl, trocken und lichtgeschützt in einem luftdichten Gefäß aufbewahrt werden.

Vermutliche gesundheitliche Wirkung


Der aromatische, scharfe Geschmack des Ingwers wirkt appetitanregend und führt beim Essen zu einer vermehrten Produktion von Speichel und Magensaft und zu einer Anregung der Verdauungsorgane. Es wird vermutet, dass der Körper durch den Genuss von Ingwer vermehrt Verdauungsenzyme bildet.

In Asien und Afrika gilt Ingwer als vielseitig wirksames Heilmittel. Es soll Erkältungen, Magen- und Kopfschmerzen und sogar Migräne lindern.

Ingwer wird auch eine heilsame Wirkung bei Blähungen und Koliken zugeschrieben und ist angenehm wärmend. In der asiatischen Volksmedizin wird Ingwer auch zur äußerliche Behandlung von Verletzungen und Rheuma genutzt. Der aromatischen Knolle wird auch eine aphrodisische Wirkung zugesprochen.

Verzehrform, Verwendung, Weiterverarbeitung, praktische Zubereitungstipps


Das Rhizom des Ingwers kann frisch oder getrocknet in der Küche sehr vielseitig genutzt werden. In Europa ist frischer Ingwer erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt, früher wurde nur die getrocknete Knolle als Gewürzpulver verwendet.

Die frische Ingwerwurzel wird zunächst gewaschen, geschält und von trockenen Teilen befreit. Dann wird sie wie Knoblauch in kleine Würfel geschnitten, zerdrückt, gerieben oder kleingehackt. frischer Ingwer, aufgeschnitten

Ein Tipp: wenn die Wurzel sehr faserig ist, können Sie auch einzelne Stücke durch eine Knoblauchpresse drücken, dann bleibt der strohige Anteil zurück. Oder Sie garen einige Scheiben im Essen mit und nehmen es vor dem Servieren wieder heraus.

Ingwer schmeckt zu allen Fleischgerichten, ganz besonders zu Rind, Schwein, Gans und Ente. Auch Marinaden für Grillfleisch und Soßen lassen sich gut mit diesem Gewürz verfeinern. Besonders in Indien und China werden Fisch und Meeresfrüchte mit Ingwer gewürzt. Eine beliebte Kombination für viele Gerichte ist Ingwer mit Sojasauce und Knoblauch. In Indien bereitet man Würzpasten aus Ingwer, Knoblauch und Zwiebeln zu, manchmal auch mit Chili und Kurkuma.

Mit Ingwer lassen sich köstliche Chutneys zubereiten. Man isst sie zu kalten und warmen Fleischgerichten, zu Fisch, gekochten Eiern oder zu Fladenbrot. In Europa sind vor allem Konfekt, Kuchen und Brot mit Ingwer bekannt. In der Weihnachtsbäckerei findet Ingwer für Honigkuchen, Spekulatius und Printen Verwendung.

Beliebt ist die wohlschmeckende Knolle auch kandiert, in Sirup eingelegt oder als Ingwerschokolade. Versuchen Sie doch auch einmal Obst, Kompott, Desserts, Konfitüren oder Schlagsahne für Apfelkuchen mit diesem Gewürz zu verfeinern.

Ingweröl wird in der Getränke- und Süßwarenindustrie und zur Herstellung von Gewürzextrakten verwendet.

Vor allem in England wird ein obergäriges Ingwerbier gebraut. Bei uns kennt man "Ginger Ale" als eine Limonade mit Ingwer-Konzentrat. Auch manche Liköre werden mit Ingwer hergestellt.

Würztipp


Fügen Sie frischen Ingwer etwa 20 Minuten vor Ende der Garzeit dem Gericht zu. Bei Soßen und Süßspeisen sollten Sie das Gewürz immer erst zum Schluss dazugeben.

Geschmacklich passt Ingwer gut zu süßen Gerichten mit Citrusfrüchten, Frühlingszwiebeln und Kokosnuss. Er harmoniert mit Gewürznelken und -paprika, Chili, Koriander, Kurkuma, Zimt und Kardamon. Man kann ihn auch gut mit Knoblauch, Basilikum, Limettensaft oder Kreuzkümmel kombinieren.

Sonstiges


Bei empfindlichen Personen kann der Verzehr größerer Mengen (ab 5 Gramm) zu Magenreizungen führen. Gewürzübliche Mengen sind allgemein gut verträglich.

 

 

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